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von David Stange | Experte für Immobilienfinanzierung

Immobilien Leibrente – Definition, Steuer, Vor- und Nachteile

Das eigene Haus verkaufen und trotzdem darin wohnen bleiben? Mit der Leibrente ist das möglich: Dabei wird das Eigenheim gegen eine lebenslange oder zeitweise Rente verkauft, aber der Verkäufer kann darin wohnen bleiben. Wir zeigen Ihnen, was eine Leibrente genau ist, wann sie sinnvoll erscheint und was Sie dabei beachten sollten.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei einer Leibrente werden Haus oder Wohnung nicht für einen einmaligen Preis verkauft, sondern für eine monatliche Rentenzahlung.
  • Der Verkäufer behält ein Wohnrecht oder Nießbrauchrecht, das bis zu seinem Tod oder einem festgesetzten Zeitpunkt gilt.
  • Eine Leibrente für Immobilien eignet sich vor allem für ältere Leute, die ihre Rente aufstocken wollen, aber so sehr an ihrem Haus hängen, dass ein regulärer Verkauf nicht für sie infrage kommt.

1. Definition: Was ist eine Leibrente?

Bei einer Leibrente verkaufen Sie als Eigentümer ihre Immobilie, bleiben jedoch in der Regel bis zum Lebensende darin wohnen. Der Käufer verpflichtet sich, den Kaufpreis als regelmäßige Teilzahlungen (Rente) an den Verkäufer zurückzuzahlen. Der große Vorteil: Sie können bis zu Ihrem Lebensende oder einem festgelegten Zeitpunkt in Ihrer Immobilie wohnen bleiben.

Potenzielle Käufer können dabei sowohl Privatpersonen als auch gewerbliche Anbieter oder Stiftungen sein. Der vereinbarte Kaufpreis wird dabei als regelmäßige Teilzahlung in Form einer Rente monatlich, quartalsweise oder jährlich beglichen. Hier kommt es darauf an, was Sie mit dem Käufer vertraglich vereinbart haben. Im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) § 759ff. ist die Leibrente gesetzlich geregelt.

2. Wie funktioniert der Hausverkauf auf Leibrente?

Der Hausverkauf auf Leibrente klingt auf den ersten Blick vielleicht kompliziert, ist aber einfach zu erklären:

  • Schritt 1: Der Immobilieneigentümer verkauft das Haus oder die Wohnung zunächst wie bei einem regulären Immobilienverkauf.
  • Schritt 2: Der Kaufpreis dafür wird jedoch nicht auf einen Schlag, sondern in Form einer monatlichen Rente bezahlt.
  • Schritt 3: Der Verkäufer erhält im Gegenzug dazu entweder ein lebenslanges (oder zeitlich begrenztes) Wohnrecht oder ein Nießbrauchrecht. Der Wert dieses Wohnrechts wird vom Kaufpreis abgezogen.
  • Schritt 4: Es kann außerdem eine einmalige Abschlagszahlung zu Beginn der Laufzeit vereinbart werden. Dadurch reduziert sich jedoch die monatliche Immobilienrente.

Die folgende Grafik macht das Prinzip der Immobilienleibrente deutlich: 

Grafik Leibrente

Wie hoch fällt die Leibrente für eine Immobilie aus?

Wenn Sie Ihre Immobilie gegen Zahlung einer Leibrente verkaufen wollen, spielt die Höhe der Leibrente eine wichtige Rolle. Diese ist wiederum von verschiedenen Faktoren abhängig:

Faktor 1: Der Wert der Immobilie

Die Höhe der Leibrente wird in besonderem Maße vom Wert Ihrer Immobilie bestimmt. Eine begehrte Immobilie in der Hamburger City mit einem Verkehrswert von 800.000 Euro erlaubt ganz andere Rentenzahlungen als ein kleines Haus in ländlichen Regionen für 200.000 Euro.

► Schauen wir uns dazu ein kleines Rechenbeispiel an:

In diesem fiktiven Beispiel gehen wir davon aus, dass Sie die Leibrente 15 Jahre lang erhalten. Schauen wir uns nun an, welche Rentenzahlungen bei 800.000 Euro und 200.000 Euro möglich sind. Weitere Faktoren wie die Bewertung des Wohnrechts bleiben erst einmal unberücksichtigt:

 

Hochpreisige Immobilie

Niedrigpreisige Immobilie

Verkehrswert

800.000 Euro

200.000 Euro

Rentendauer

15 Jahre

15 Jahre

Jährliche Rente

53.333 Euro

13.333 Euro

Monatliche Rente

4.444 Euro

1.111 Euro

Faktor 2: Die Rentendauer

Neben dem Immobilienwert ist auch die Rentendauer ein sehr wichtiger Einflussfaktor für die Höhe Ihrer Leibrente. In Bezug auf die Rentendauer gibt es hauptsächlich zwei große Modelle:

  • Die lebenslange Leibrente (Leibrente): Hier erhalten Sie vom Käufer bis an Ihr Lebensende die vereinbarte Rentenzahlung. Der Käufer selbst wird dabei als mögliche Rentendauer den Zeitraum anrechnen, der zwischen dem Verkauf und der statistischen Lebenserwartung liegt. Da dies natürlich mit Unsicherheiten belegt ist, werden mitunter Risikoabschläge vorgenommen.
  • Die zeitlich fixierte Leibrente (Zeitrente): Bei dieser Variante wird die Rentenzahlung auf einen vorher festgelegten Zeitraum begrenzt. Je nach vertraglicher Vereinbarung können diese Zeitspannen zwischen 10 und 25 Jahren sein. Es gibt heute deutlich mehr Anbieter, die eine Immobilienverrentung per Zeitrente anbieten als eine echte lebenslange Leibrente.
► Schauen wir uns auch zur Rentendauer ein fiktives Rechenbeispiel an:

In diesem fiktiven Beispiel gehen wir davon aus, dass Sie die Leibrente für ihr hochpreisiges Haus über 800.000 Euro einmal für 15 Jahre bekommen und einmal für 25 Jahre. Weitere Faktoren wie die Bewertung des Wohnrechts bleiben erst einmal unberücksichtigt:

 

Lange Rentendauer

Kurze Rentendauer

Verkehrswert

800.000 Euro

800.000 Euro

Rentendauer

15 Jahre

25 Jahre

Jährliche Rente

53.333 Euro

32.000 Euro

Monatliche Rente

4.444 Euro

2.666 Euro

Faktor 3: Die eingeräumten Rechte

Den dritten wichtigen Wertfaktor für die Leibrente stellen die eingeräumten Rechte für Sie als Verkäufer dar. Hierzu lässt sich festhalten: Ein reines Wohnrecht ist dabei deutlich günstiger als ein sogenanntes Nießbrauchrecht. Letzteres ermöglicht es Ihnen nämlich auch, die Immobilie weiterzuvermieten, wenn Sie beispielsweise in eine Seniorenresidenz ziehen. Loten Sie also für sich aus, ob ein reines Wohnrecht für Sie ausreichend ist oder ob Sie lieber ein Nießbrauchrecht benötigen.

Die eingeräumten Rechte werden am Ende bewertet und vom Kaufpreis der Immobilie abgezogen. Dies mindert wiederum die mögliche Leibrente.

Wichtig!

Sie möchten mehr über die mögliche Höhe Ihrer Leibrente wissen? Details und weitere Beispiele zur Berechnung erhalten Sie auf unserer Seite Leibrente berechnen.

Die vereinfachte Formel, um die Leibrente zu berechnen, lautet wie folgt:

  • Wert der Immobilie – Wert des lebenslangen Wohnrechts = zu verrentender Betrag

Was passiert im Todesfall des Rentenberechtigten?

Verstirbt der Leibrentennehmer, endet auch die Pflicht zur Zahlung der Rente. Wurde jedoch eine Zeitrente vereinbart und eine bestimmte Laufzeit festgelegt, muss der Käufer weitere Rentenzahlungen an die Erben leisten. 

3. Wann und für wen lohnt sich die Immobilien-Leibrente?

Leibrente bedeutet, dass die Immobilie "verrentet" wird. Dieser "Hausverkauf auf Rentenbasis" ist also in erster Linie für ältere Immobilienbesitzer ab 70 Jahren gedacht. Der Grund: Sie können aufgrund des höheren Alters aus dem Verkauf gegen Leibrente eine besonders attraktive Zusatzrente erzielen, da die kalkulierte Rentendauer eher niedrig angesetzt wird.

Der größte Vorteil liegt allerdings darin, dass Sie trotz Immobilienverkauf weiter in Ihrem Haus oder Ihrer Wohnung wohnen können.

Außerdem kommen nur Immobilien infrage, die möglichst nicht mehr mit Immobiliendarlehen belastet sind. Eine Restschuld in Höhe von etwa 20 Prozent des Immobilienwertes ist jedoch für viele Leibrenten-Anbieter noch akzeptabel. 

Hier der Überblick über die möglichen Gründe für eine Immobilien-Leibrente:

  • Immobilie verkaufen und dennoch wohnen bleiben: Sie möchten als Verkäufer durch die Leibrente in der Immobilie wohnen bleiben, da Ihnen zum Beispiel das Umfeld vertraut ist und Freunde oder Familie ganz in der Nähe wohnen. Genau dann ist diese Form der Immobilienverrentung in vielen Fällen eine gute Möglichkeit.
  • Kapital erhalten ohne neue Schulden: Sie benötigen als Eigentümer eine hohe Einmalzahlung oder möchten Ihre Rente aufstocken. Eine Leibrente kann in diesen Fällen eine sinnvolle Form der zusätzlichen Altersvorsorge sein. Sie erhalten also Geld, ohne dafür Schulden machen zu müssen.
  • Keine Erben vorhanden: Sie möchten ihr Vermögen zu Lebzeiten selbst aufbrauchen, da es keine Erben gibt oder Sie an diese nicht vererben wollen.
  • Verantwortung abgeben: Meistens ist es bei der Leibrente per Vertrag geregelt, dass der Käufer für Reparaturen, Sanierungen oder Instandhaltungsarbeiten aufkommen muss. Was dies betrifft, sind Sie als Verkäufer also nicht mehr für die Immobilie verantwortlich.
  • Doch Achtung: Potenzielle Käufer preisen offensichtlichen Instandhaltungsbedarf schon in den möglichen Verkaufspreis und damit die Rentenhöhe ein.
  • Schenkungssteuer sparen: Sie können ihre Immobilie auch per Leibrente an ihre Kinder oder an eine andere Person übergeben. Diese zahlen Ihnen dann regelmäßig eine Rente und erhalten dafür die Immobilie. Der Vorteil: Es fällt keine Schenkungssteuer an, da es sich hierbei um ein Rechtsgeschäft handelt. Sie sollten hierbei allerdings einen marktgerechten Preis abrufen, da das Finanzamt sonst doch noch eine Teilschenkung unterstellen kann.
  • Absicherung des Lebenspartners: Wenn Sie Ihren Lebenspartner oder die Lebenspartnerin auch nach dem Tod finanziell absichern möchten, können Sie dies mit einer Immobilienverrentung erreichen. Dabei wird ein lebenslanges Wohnrecht in der verrenteten Immobilie festgeschrieben. Und das auch, wenn Ansprüche der übrigen Erben bestehen.

immoverkauf24 Tipp

Prüfen Sie immer auch die Möglichkeit eines direkten Immobilienverkaufs. Durch den Vergleich der beiden Optionen finden Sie heraus, was sich für Sie persönlich mehr lohnt. Gerade in Bezug auf den möglichen Kaufpreis schneidet der direkte Immobilienverkauf immer besser ab. Bei Ihrem Verkaufsvorhaben unterstützen wir Sie mit einer ersten kostenlosen Immobilienbewertung.

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4. Wie sehen andere Modelle der Immobilienverrentung aus?

Es gibt mehrere Formen der Immobilienverrentung, um das Haus zu verkaufen und wohnen zu bleiben. Neben der hier erläuterten Leibrente gibt es auch die sogenannte Zeitrente, die Umkehrhypothek und den Teilverkauf. Die Alternativen im Überblick:

Zeitrente

Während es bei der Leibrente um ein lebenslanges Wohnrecht sowie lebenslange Rentenzahlungen geht, erfolgen die Rentenzahlungen bei der Zeitrente für einen vertraglich vereinbarten Zeitraum. Beispiele sind hierbei 10 oder 20 Jahre. Dennoch beinhaltet auch die Zeitrente ein lebenslanges Wohnrecht.

Die Zeitrente gibt es in drei verschiedenen Varianten: 

  • aufgeschobene Zeitrente: In diesem Modell setzen die Rentenzahlungen erst einige Zeit nach Vertragsabschluss ein. Das kann sinnvoll sein, wenn Sie als Leibrentenempfänger noch arbeiten und ein regelmäßiges Gehalt beziehen. In diesem Fall beginnt die Rentenzahlung erst mit dem Renteneintritt und bietet zusätzliche Einnahmen.
  • Mindestzeitrente oder verlängerte Leibrente: Der Käufer zahlt hierbei die Rente garantiert über einen vereinbarten Zeitraum, ggf. auch über den Tod des Rentenempfängers hinaus. Verstirbt der Verkäufer vor Ablauf des Zahlungszeitraums, gehen die restlichen Zahlungen stellvertretend an dessen Erben.
  • Höchstzeitrente oder abgekürzte Leibrente: Diese Variante der Immobilien-Rente wird für einen vereinbarten Zeitraum gezahlt. Das heißt: Die Zahlung endet auch dann, wenn der Begünstigte noch lebt. Beim vorzeitigen Tod des Rentenberechtigten stellt der Käufer seine Zahlungen ebenfalls ein. Die ausstehende Restkaufsumme geht im Gegensatz zur Mindestzeitrente nicht an die Erben.

Umkehrhypothek

Die sogenannte Umkehrhypothek ist ein weiteres Modell der Immobilienverrentung. Anders als die Leibrente und die Zeitrente wird die Umkehrhypothek mit einem Kreditinstitut abgeschlossen. Die Immobilie wird bei der Umkehrhypothek nicht verkauft, sondern mit einem Kredit beliehen.

Teilverkauf

Beim Teilverkauf verkaufen die Eigentümer einer Immobilie nur einen Teil ihres Hauses oder ihrer Wohnung, in der Regel an einen gewerblichen Anbieter. Abgesichert ist der Verkauf durch ein Nießbrauchrecht. Das heißt: Der bisherige Eigentümer kann in der Immobilie wohnen bleiben oder die Erträge daraus ziehen. Allerdings muss er ein monatliches Nutzungsentgelt an den Käufer zahlen, das etwa einer Mietzahlung gleichkommt. Auch muss der bisherige Eigentümer weiterhin für Reparaturen und Instandhaltungen aufkommen.

Die Formen der Immobilienverrentung auf einen Blick:

Formen der Immobilienverrentung

5. Welche Anbieter von Immobilien-Leibrenten gibt es?

Wer eine Immobilie gegen Verrentung verkaufen möchte, kann zwischen unterschiedlichen Vertragspartnern wählen: Als Zahler einer Leibrente kommen gewerbliche Anbieter (Unternehmen), Stiftungen oder Privatpersonen infrage.

  • Gewerblicher Anbieter bzw. Unternehmen

Es gibt inzwischen mehrere Unternehmen auf dem deutschen Markt, die Leibrenten anbieten. Die Anzahl ist jedoch noch überschaubar, da das Modell in Deutschland noch nicht so etabliert ist.

  • Vorteil für Verkäufer bei einem Leibrenten-Vertrag mit einem Unternehmen: Gewerbliche Anbieter agieren sehr professionell. Vertragsgestaltung, Absicherung und alles Weitere ist klar geregelt. So wird beispielsweise eine Leibrentenversicherung abgeschlossen. Zudem können Eigentümer Angebote von mehreren Unternehmen einholen, diese vergleichen und das für sie beste Angebot auswählen.
  • Möglicher Nachteil: Handelt es sich um ein noch nicht lange in der Branche tätiges Unternehmen, können Sie als Kunde dessen Seriosität und Zahlungsfähigkeit schlecht einschätzen. Oft lassen sich entsprechende Informationen trotzdem online einholen.
    • Checken Sie mögliche Bewertungsportale oder schauen bei der Stiftung Warentest nach passenden Veröffentlichungen. Bei langjährigen Anbietern, die sich etablieren konnten, ist das Risiko daher deutlich geringer. 
  • Stiftung

Einige wenige Stiftungen bieten in Deutschland ebenfalls eine Immobilienleibrente an. Dazu gehören unter anderem die Malteser-Stiftung und die Stiftung Liebenau unter dem Namen "Zustifterrente".

  • Vorteil für Verkäufer: Zwar sind auch Stiftungen gezwungen, genau zu kalkulieren. Sie können also im Normalfall kein „großzügigeres“ Angebot unterbreiten als andere Anbieter. Jedoch nutzen die Stiftungen ihre Mittel für ihr gesellschaftliches Engagement, das darauf abzielt, das Leben von älteren und behinderten Menschen zu verbessern. Wenn Ihnen dies wichtig ist, sollte Ihre Anbieterwahl für die Leibrente auf eine Stiftung fallen.
  • Nachteil für Verkäufer, wenn eine Stiftung die Immobilien-Rente zahlt: Aufgrund der geringen Anzahl haben Sie nur geringe Vergleichsmöglichkeiten.
  • Privatperson

Bei Privatpersonen, die eine Immobilien-Leibrente zahlen, handelt es sich häufig um Verwandte oder Bekannte der Verkäufer. Hier spielt somit die Leibrente innerhalb der eigenen Familie eine Rolle.

  • Vorteil für Verkäufer: Sie haben in der Regel ein gutes Verhältnis zum Käufer und sind mit ihm vertraut. Vielen Eigentümern fällt es in diesem Fall leichter, sich für eine Immobilienverrentung zu entscheiden.
  • Vorteil für private Käufer: Sie müssen für den Erwerb kein hohes Immobiliendarlehen bei einer Bank aufnehmen und Zinsen zahlen. Stattdessen zahlen Sie über einen langen Zeitraum monatlich Rentenbeträge in überschaubarer Höhe an den Rentenempfänger (ggf. einen höheren Einmalbetrag). So können auch Privatleute ohne viel Eigenkapital die Mittel aufbringen. Zudem liegt die Kaufsumme von verrenteten Immobilien unterhalb des Verkehrswerts der Immobilie.
  • Möglicher Nachteil für Verkäufer: Privatpersonen, die verrentete Immobilien kaufen, könnten ihre eigene finanzielle Leistungsfähigkeit überschätzen. Auch wenn sich die persönlichen Lebensumstände ändern, kann das die finanzielle Situation stark negativ beeinflussen. Im schlechtesten Fall führt dies zu unregelmäßigen oder ausbleibenden Rentenzahlungen. Eine Leibrentenversicherung ist ebenfalls nicht garantiert.

Handelt es sich beim privaten Vertragspartner zudem um eine Ihnen bisher unbekannte Person, ist besondere Vorsicht geboten. Sie als Verkäufer sollten deren Bonität so genau wie möglich überprüfen und etwa eine Schufa-Auskunft verlangen.

Auch eine Rückübertragungsklausel bietet sich zur Absicherung an. Durch diese erhalten Sie als Verkäufer Ihre Immobilie im Falle einer Zahlungsunfähigkeit des Käufers zurück. Die Klausel sollte ebenfalls im Grundbuch eingetragen und vom Notar beglaubigt werden.

6. Was sind die Vorteile und Nachteile der Leibrente?

Vorteile für den Verkäufer

  • Zusätzliche private Rentenbezüge, die monatlich gezahlt werden.
  • Lebenslanges Wohnrecht oder Nießbrauchrecht im Eigenheim, welches im Grundbuch eingetragen wird.
  • Finanzieller Vorteil: Sollte der Verkäufer länger als angenommen leben, da sich der Kaufpreis u. a. nach der statistischen Lebenserwartung richtet.
  • Die Möglichkeit, eine Rentengarantiezeit festzulegen. Sollte der Leibrentenberechtigte

Nachteile für den Verkäufer

  • Abzüge beim Kaufpreis, da das Wohnrecht den Wert der Immobilie mindert.
  • Sind Erben vorhanden, fließt die Immobilie nicht in die Erbmasse ein.
  • Das lebenslange Wohnrecht erlischt, sobald der Wohnrechtberechtigte ausziehen muss (zum Beispiel bei einem Umzug in ein Altersheim).
  • Es gibt nur wenige potenzielle Käufer von Leibrenten-Immobilien. Somit ist die Auswahl an Anbietern für den Verkäufer stark begrenzt.

Vorteile für den Käufer

  • Der Kauf einer Immobilie ist oftmals ohne Immobilienkredit möglich, da statt eines hohen Kaufpreises eine monatliche Zahlung vereinbart wird.
  • Geringere Grunderwerbsteuer, da diese sich am im Leibrenten-Vertrag eingetragenen Wert der Immobilie bemisst.
  • Verstirbt der Leibrentenberechtigte vor der statistisch geschätzten Zeit, hat der Käufer einen finanziellen Vorteil erlangt. Grund: Der Wert der Immobilie richtet sich unter anderem nach der Sterbetabelle des Statistischen Bundesamtes.

Nachteile für den Käufer

  • Wohnrecht oder Nießbrauchrecht des Verkäufers (meist lebenslang). So kann die Immobilie nicht selbst genutzt werden.
  • Genauer Zeitpunkt, wann die Immobilie frei wird, ist unbekannt.
  • Verstirbt der Leibrentenberechtigte nach der statistisch geschätzten Zeit, hat der Käufer einen finanziellen Nachteil erlangt. 

7. Leibrente & Steuern: Wie wird die Immobilienleibrente besteuert?

Ein Blick auf die Leibrente und ihre steuerliche Behandlung erfordert eine Unterscheidung zwischen Käufer und Verkäufer.

Leibrente Steuer für Käufer

Alle Verträge für eine Immobilien-Leibrente ab dem Jahr 2008 schränken den steuerlichen Abzug der Leibrente als Sonderausgabe für den Käufer erheblich ein. Seitdem sind laut §10 Abs. 1a Nr. 2 EStG nämlich nur noch folgende Fälle steuerlich begünstigt:

  • Übertragung von Betrieben
  • Übertragung Mitunternehmeranteilen an Personengesellschaften
  • Übertragung von Anteilen an Kapitalgesellschaften (mind. 50 Prozent)

In allen anderen Fällen ist ein steuerlicher Sonderausgaben-Abzug ausgeschlossen.

immoverkauf24 Info

Sollten Käufer die Immobilie später oder sofort (eventuell in Teilen) vermieten, kann er den Ertragsanteil der Leibrente als Werbungskosten bei Einnahmen zur Vermietung und Verpachtung ansetzen. Dies gilt auch für den Zinsanteil der Zahlungen. In der Praxis kommt dies vor allem bei einer Überlassung von Immobilien unter Verwandten vor, wie dieses Urteil des Bundesfinanzhofs (Az.: IX R 11/19) zeigt.

Leibrente Steuer für Verkäufer

Der Verkäufer eines Leibrenten-Hauses als Empfänger der Rentenzahlungen muss diese als "sonstige Einkünfte" in seiner Steuererklärung angeben (§ 22 Nr. 1a EStG). Von der Leibrente wird nur der sogenannte Ertragsanteil besteuert.

Das heißt: Nur auf einen Anteil der Rente entfällt tatsächlich Einkommensteuer. Dieser Anteil ist abhängig von Ihrem Alter als Empfänger. Je älter Sie sind, desto weniger Steuern entfallen auf die Leibrente: Ist bei einem 76-Jährigen noch ein Anteil der Leibrente von 10 Prozent steuerpflichtig, reduziert er sich bei 88- bis 91-Jährigen auf 4 Prozent und sinkt mit steigendem Alter weiter.

Tabelle: Anfallende Steuer nach Jahren je Alter des Leibrenten-Empfängers

Alter in Jahren Steuersatz
65 bis 66 18 %
67 17 %
68 16 %
69 bis 70 15 %
71 14 %
72 bis 73 13 %
74 12 %
75 11 %
76 bis 77 10 %

Quelle: Einkommensteuergesetz (EStG) §22

Alter in Jahren Steuersatz
78 bis 79 9 %
80 8 %
81 bis 82 7 %
83 bis 84 6 %
85 bis 87 5 %
88 bis 91 4 %
92 bis 93 3 %
94 bis 96 2 %
ab 97 1 %

 

► Beispielrechnung für die Besteuerung des Ertragsanteils einer Leibrente:

Gehen wir davon aus, dass sie bei Abschluss des Leibrenten-Vertrags 67 Jahre alt sind. Die jährliche Leibrente beträgt 18.000 Euro und Ihr individueller Steuersatz liegt aktuell bei 27 %.

Leibrente

18.000 Euro

Zu versteuernder Ertragsanteil

17 %

Zu versteuernde Leibrente

3.060 Euro

Steuersatz

30 %

Zu zahlende Steuer (jährlich)

826,20 Euro

8. Die Leibrente absichern - welche Möglichkeiten gibt es, das Risiko zu minimieren?

Das größte Risiko für Sie als Verkäufer bei der Immobilienverrentung ist eine Zahlungsunfähig- oder Zahlungsunwilligkeit des Käufers. Eine Insolvenz des Käufers hätte für Sie zur Folge, dass Sie keine weiteren Rentenzahlungen erhalten.

Vielmehr würden Sie eine Einmalzahlung aus der Insolvenzmasse erhalten, die oft deutlich geringer ausfällt. Ihre Immobilie würde zudem im Zuge einer Zwangsversteigerung an einen neuen Eigentümer verkauft.

Wichtig!

Ihr Wohnrecht oder auch ein Nießbrauchrecht wäre von einer Zwangsversteigerung der Immobilie im Normalfall nicht betroffen. Ausnahme: Die zur Zwangsversteigerung führende Grundschuld ist im Grundbuchrang höher angesetzt. Achten Sie deshalb darauf, dass Ihr Wohnrecht oder Nießbrauchrecht immer erstrangig im Grundbuch stehen.

Wie lassen sich potenzielle Risiken umgehen oder minimieren?

Es gibt durchaus Möglichkeiten, die Sie als Verkäufer beim Immobilienverkauf bzw. Immobilienkauf per Leibrente absichern:

  • Reallast im Grundbuch eintragen: Sowohl die Zahlung der Leibrente als auch das lebenslange Wohnrecht sollten in das Grundbuch der Immobilie als Reallast (geregelt in § 1105 BGB) eingetragen sein. Sind mehrere Rechte eingetragen, etwa auch eine Grundschuld, ist der Rang bzw. die Reihenfolge der Rechte im Grundbuch ausschlaggebend dafür, wer bei einer Verwertung der Immobilie, etwa bei einer Zwangsversteigerung, vorrangig aus dem Erlös berücksichtigt wird.
  • Solventen und vertrauenswürdigen Vertragspartner suchen:Wenn Sie sich für einen Immobilienverkauf auf Leibrente entschieden haben, ist der potenzielle Käufer entscheidend. Deshalb sollten Sie sich ausreichend Zeit nehmen, um einen vertrauenswürdigen und langfristig zahlungskräftigen Käufer zu finden. Lesen Sie bei professionellen Anbietern sorgfältig die Bewertungen anderer Kunden im Internet, vergleichen Sie die Konditionen verschiedener Anbieter miteinander oder lassen Sie sich vom Verbraucherschutz beraten.
  • Lückenlosen Vertrag aufsetzen:Da es sich bei dem Verkauf per Leibrente in Deutschland noch um ein Nischenprodukt handelt, fehlen in diesem Bereich standardisierte Vertragsentwürfe, die jede Eventualität berücksichtigen. Umso wichtiger ist es, dass Sie gemeinsam mit einem juristischen Profi auf dem Gebiet des Immobilienverkaufs auf Leibrente einen lückenlosen Vertrag ausarbeiten. Dieser sollte die Rechte und Pflichten beider Vertragsparteien klar definiert.
  • Wertsicherheitsklausel gleicht wertmindernde Inflation aus: Mit jedem Lebensjahr schreitet die Entwertung des Geldes schleichend voran. Um diese Inflationsrate auszugleichen und die Ratenzahlungen dem steigenden Preisniveau anzupassen, kann man eine Wertsicherheitsklausel in den Vertrag mit aufnehmen. Hierfür können Sie den Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamtes heranziehen.

9. Der Leibrenten-Vertrag: Welche Punkte sollten im Vertrag stehen?

Da es bisher keine Standardverträge für den Immobilienverkauf auf Leibrente gibt, kann der Vertrag individuell gestaltet werden. Damit sollten Sie auf jeden Fall einen unabhängigen Fachanwalt beauftragen!

Der Notar kümmert sich am Ende um die Beurkundung des Kaufvertrags und stößt beim Amtsgericht die dringend notwendigen Einträge in das Grundbuch der Immobilie.

Die wichtigsten Punkte, die der Vertrag klären sollte, sind folgende:

  • Festlegen der Zuständigkeitsbereiche
  • Wohnrecht oder Nießbrauchrecht
  • Zahlungsmodalitäten
  • Nutznießer einer Zeitrente im Falle des frühzeitigen Todes
  • Wertsicherungsklausel
  • Höhe des finanziellen Ausgleichs bei vorzeitiger Aufgabe des lebenslangen Wohnrechts

10. Fazit: Ist eine Leibrente eine lohnenswerte Entscheidung?

Ob sich die Leibrente für Sie lohnt, kommt auf Ihre individuellen Umstände an. Werden Vor- und Nachteile einer Leibrente betrachtet, halten sich diese in etwa in Waage. Möchten Sie in Ihrem Zuhause möglichst bis zum eigenen Tod wohnen bleiben, benötigen aber einen Zusatz zu Ihrer Rente? Dann kann die Leibrente eine lohnenswerte Option sein!

Häufig gestellte Fragen zur Leibrente
Ist eine Leibrente sinnvoll?

Eine Leibrente ist dann für Senioren sinnvoll, wenn sie ihre Immobilie verkaufen, aber trotzdem darin wohnen bleiben wollen. Sie erhalten also ein lebenslanges Wohn- oder Nießbrauchrecht und zudem eine monatliche Rente. Hierbei gilt: Je älter die Verkäufer, desto höher die potenzielle Leibrente.

Was versteht man unter einer Leibrente?

Unter Leibrente versteht man eine wiederkehrende Zahlung (Rente), die bis zu einem im Leibrenten-Vertrag vereinbarten Zeitpunkt an den Leibrenten-Empfänger gezahlt wird.

Wie funktioniert die Leibrente?

Bei einer Leibrente verkauft der Eigentümer seine Immobilie und erhält den Kaufpreis in Form einer monatlichen Rente. Der Immobilienbesitz und das Recht zur späteren Verwertung geht an den Käufer über, das Wohnrecht bleibt beim Verkäufer. Weitere Informationen und hilfreiche Praxistipps erhalten Sie in unserem kostenlosen Ratgeber zur Leibrente.

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