Immobilienkauf: Preisvorstellungen klaffen auseinander
Die Preisvorstellungen von potenziellen Immobilienkäufern weichen in vielen Städten teils sehr deutlich von denen der Verkäufer ab. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Immobilienportals Immowelt. Sie basiert auf Auswertungen der Preisvorstellungen von Kaufinteressenten und dem Angebot in den 14 deutschen Großstädten mit mindestens 500.000 Einwohnern. Für die Analyse wurden mehr als 43.400 Angebote ausgewertet, die im ersten Quartal 2017 auf immowelt.de geschaltet wurden. Dabei handelt es sich jeweils um Angebots- und nicht um Abschlusspreise. Angegeben wurde jeweils der Median, also der mittlere Wert der Angebotspreise pro Stadt. Gleiches gilt für die Nachfragepreise.
Am höchsten ist die ermittelte Differenz zu Lasten der Kaufinteressenten in Leipzig: Dort klaffen Preisvorstellungen und Angebotspreise um 23 Prozent auseinander: Käufer suchen nach Objekten, die um die 1.590 Euro je Quadratmeter kosten sollen, die Anbieter verlangen hingegen 2.060 Euro. Als Grund für diese große Differenz gibt Immowelt die hohe Zahl der Baugenehmigungen an, die 2016 bei 3.204 Einheiten lag. Somit wird mit einem steigenden Angebot und sinkenden Immobilienpreisen gerechnet, was die Zahlungsbereitschaft der Kaufinteressenten senkt. Gleichzeitig seien viele Bestandsobjekte am Markt, deren Preisniveau deutlich unter dem der Neubauten liege.
Zehn Prozent Differenz: Berlin, Dresden und Nürnberg
In der Bundeshauptstadt Berlin erreicht die Differenz zwischen Angebots- und Nachfragepreis zehn Prozent. Das Angebot bewegt sich im Mittel bei rund 3.600 Euro je Quadratmeter Wohnfläche, den Nachfragepreis beziffert Immowelt mit 3.230 Euro im Median. Auch für Dresden und Nürnberg ergab sich eine Preisdifferenz von zehn Prozent: Kaufinteressenten in der Barockstadt an der Elbe sind im Median bereit, um die 1.950 Euro zu zahlen, der Medianwert des geforderten Kaufpreises liegt hingegen bei 2.160 Euro. Aufgrund der 3.253 im vergangenen Jahr erteilten Baugenehmigungen ist Immowelt zufolge damit zu rechnen, dass die Schere wie bereits in Leipzig künftig weiter auseinanderklaffen wird. In der fränkischen Metropole Nürnberg suchen potenzielle Käufer Objekte zu einem Median-Preis von 2.740 Euro je Quadratmeter. Die Anbieter dort rufen hingegen einen Quadratmeterpreis von 3.060 Euro auf.
Sechs bis neun Prozent Differenz: Düsseldorf, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt und Hannover
In Düsseldorf liegt die Spanne zwischen gefordertem Kaufpreis und den Preisvorstellungen potenzieller Käufer bei neun Prozent: Der Quadratmeterpreis, den Anbieter nennen, liegt bei 3.410 Euro, Kaufinteressenten suchen jedoch zum Preis von 3.110 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche.
In den Metropolen Hamburg, Stuttgart, Frankfurt und Hannover liegen die Angebotspreise der Verkäufer rund sechs Prozent über dem Kaufpreis, zu dem Interessenten eine Immobilie suchen. In Hamburg etwa sind Kaufinteressenten bereit, 3.760 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche zu zahlen, der Medianwert der Angebotspreise liegt jedoch bei 4.000 Euro. In Hannover weichen die Angebots- und Kaufpreisvorstellungen in absoluten Zahlen um 150 Euro je Quadratmeter voneinander ab: Anbieter fordern 2.380 Euro je Quadratmeter, potenzielle Käufer suchen nach Objekten mit Quadratmeterpreisen von 2.230 Euro. In Stuttgart wollen Kaufinteressenten um die 3.600 Euro zahlen – rund 230 Euro weniger als die Anbieter fordern. Und in Frankfurt liegen zwischen den Preisvorstellungen der Interessenten und denen der Verkäufer 260 Euro: Letztere rufen Quadratmeterpreise von 4.180 Euro aus.
1 bis 4 Prozent Differenz: München, Bremen, Köln, Dortmund
Moderater überschreiten die Angebotspreise die Nachfragepreise hingegen in München, Bremen, Köln und Dortmund. In der bayerischen Metropole beträgt der im Median genannte Angebotspreis satte 6.710 Euro, Kaufinteressenten geben hingegen 6.430 Euro an. In Bremen liegen die Angebotspreise mit 1.840 Euro drei Prozent über den Kaufpreisvorstellungen der Interessenten, in Köln fordern die Anbieter mit 2.960 Euro zwei Prozent mehr als potenzielle Käufer zahlen möchten. In Dortmund liegen in absoluten Zahlen lediglich zehn Euro Differenz zwischen den Angebots- und Kaufpreisvorstellungen: Verkäufer rufen 1.650 Euro je Quadratmeter auf, Käufer würden 1.640 Euro zahlen.
Sonderfall Essen: Käufer akzeptieren Preise oberhalb des Angebotsniveaus
Einen Sonderfall stellt laut Analyse Essen dar: Dort fragten die Interessenten im ersten Quartal dieses Jahres im Schnitt teurere Objekte nach als angeboten wurden: Der Angebotspreis liegt dort bei 1.380 Euro, potenzielle Käufer wären bereit, 1.430 Euro zu zahlen – also vier Prozent mehr. Als Grund nennt Immowelt die verhaltene Bautätigkeit in der Zechenstadt: So wurden 2016 lediglich 824 neue Wohnungen genehmigt, zugleich sind viele eher unattraktive Bestandsimmobilien am Markt. Dies führe zu der im bundesweiten Vergleich ungewöhnlichen Marktsituation.